Banken wollen in Schweden das Bargeld abschaffen
In Schweden zeichnet sich eine Entwicklung ab, die von der konservativen Tageszeitung „Svenska Dagbladet“ als die „Revolution der Banken“ bezeichnet wird: Schwedische Banken, allen voran das große schwedische Geldinstitut Swedbank wollen in ihren Filialen den Bargelddienst einstellen und Kreditkarten zur Pflicht machen. Damit soll das Bezahlen insgesamt sicherer werden. Bereits seit Jahren nimmt in Schweden der Zahlungsverkehr mit Bargeld immer mehr ab. Im ganzen Land gibt es 1.200 Bankfilialen, von den inzwischen 330 kein Bargeld mehr annehmen.
Ihren Kunden versprechen die Banken nur Vorteile von der Abschaffung des Bargeldes. Neben dem Hauptvorteil, das Zahlen sicherer zu machen, wären die Bankmitarbeiter zukünftig weniger mit dem Zählen von Bargeld beschäftigt und könnten sich daher intensiver den Kunden widmen. So steht es zumindest auf der Internetseite der Swedbank.
Im alltäglichen Leben nehmen bargeldlose Zahlungen einen immer größeren Platz ein. So werden in Schweden inzwischen selbst Minibeträge per Kreditkarte bezahlt. Sogar die Zeitung am Kiosk oder die Wurst an der Pommes-Bude wird per Kreditkarte bezahlt. In Stockholm ist es im öffentlichen Nahverkehr kaum noch möglich bar zu bezahlen. Wer beim Einsteigen in den Bus eine Fahrkarte kaufen möchte, kann dies nur noch mit seinem Handy tun.
Im modernen Zeitalter werden Geldtransfers innerhalb von Sekunden per Computer abgewickelt. Diese Entwicklung werde lediglich durch die noch vorhandenen Barzahler ausgebremst.
Die kritischen Stimmen mehren sich
Jedoch nicht alle begrüßen diese Entwicklung. Neben dem „Svenska Dagbladet“, gibt es noch zahlreiche andere Stellen, wie Rentner- und Verbraucherverbände, die ihre kritische Stimme erheben. Besonderes Aufsehen erregte die Swedbank mit ihrer Ankündigung, auch in einer ihrer ältesten Filialen am Östermalmstorg zukünftig weder Bargeld anzunehmen noch auszuzahlen. Im Stadtteil Östermalm wohnen viele ältere Bürger, über ein Viertel der Einwohner sind über sechzig Jahre alt. Jedoch gerade viele ältere Menschen möchten Bargeld haben, sie mögen weder Geldautomaten noch Kreditkarten. Diese Menschen können es auch nicht nachvollziehen, dass sie ihr Geld, dass sie bei der Bankfiliale eingezahlt haben und wo sie für die Führung des Kontos auch noch Gebühren zahlen mussten, jetzt nicht mehr in bar zurück erhalten sollen.
Zudem mehren sich die Stimmen, die darauf hinweisen, dass zukünftig jeder Einkauf bis auf den Käufer zurückverfolgt werden könne. Zur Bekämpfung von illegalen Geldgeschäften wäre das zwar vorteilhaft, es sei jedoch keinerlei Anonymität mehr gewährleistet. So entstehe der gläserne Konsument, dessen Gewohnheiten bis ins letzte Detail offengelegt werden könnten.
Auch verlaufe die Einführung zur bargeldlosen Gesellschaft mehr oder weniger durch die Hintertür. Nicht das schwedische Parlament entscheide über die Einführung, sondern werde von den Bankvorständen forciert. Zudem gehe die Herausstellung des Vorteils nach mehr Sicherheit einfach an der Realität vorbei. Die Geldinstitute profitieren ganz erheblich davon, wenn die Kunden das Geld zur Bank bringen und nicht zuhause aufbewahren. Vor allem aber gehe in der Diskussion fast völlig unter, dass die Banken an jeder Verfügung, die mit einer Kreditkarte vorgenommen werde, etwa 10 Cent verdienen.
Zweifellos bringe die bargeldlose Gesellschaft einige Vorteile mit sich. Der Hauptvorteil liegt jedoch darin, dass die Geldinstitute ihre Betriebskosten senken und so mehr Profit machen könnten. Natürlich begrüßt auch der Handel die Abschaffung des Bargelds, haben Umfragen doch ergeben, dass Konsumenten mit Kreditkarten wesentlich spendierfreudiger sind. Was für die einen so vorteilhaft erscheint, kann für die Verbraucher letzten Endes ziemlich teuer werden.
Von den Gewerkschaften hingegen erhalten die Banken volle Zustimmung. Sie argumentieren ebenfalls mit dem Sicherheitsaspekt, wo es kein Bargeld gibt, gibt es auch keine Raubüberfälle, was der Sicherheit der Bankmitarbeiter zugute komme. Wahrscheinlich ist bei den Gewerkschaftsführern noch nicht angekommen, dass sich auch die Kriminellen zusehend das Internet für sich entdecken.
Wie ist die Situation in Deutschland?
Natürlich sehen Handel und Kreditwirtschaft auch hierzulande erhebliche Vorteile im bargeldlosen Verkehr, jedoch gibt es keine konkreten Schritte, das Bargeld hierzulande abzuschaffen. Auf die Banken mag das zwar zutreffen, jedoch viele wichtige Dinge lassen sich heute nur noch bargeldlos bezahlen, angefangen bei der Stromrechnung bis hin zur Zahlung der Kfz-Steuer. In Italien ist es sogar verboten, Rechnungen, die mehr als 1.000 Euro betragen, in bar zu bezahlen. Ähnliche Bestrebungen gibt es auch in einigen anderen europäischen Ländern.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.