Wohin geht der Trend: Mobil Bezahlen oder lieber bar?
In Asien gehört mobiles Bezahlen längst zum täglichen Leben. Fast überall kann man mit Apple Pay und Google Pay mit Alipay und Wechat Pay schnell und einfach bezahlen. Im Gegensatz dazu haben es mobile Bezahldienste in Deutschland weitaus schwerer sich durchzusetzen. Über die Hälfte der Deutschen zahlt nach wie vor am liebsten bar. Daran wird sich auch in den nächsten Jahren nicht viel ändern, obwohl auch hier digitale Zahlungsdienste langsam aber stetig auf dem Vormarsch sind. Einer der Gründe, warum es mobile Bezahldienste hier schwerer haben, ist der Datenschutz, der in Deutschland deutlich strengeren Regelungen unterliegt als in den meisten anderen Ländern. Hinzu kommt das geringere Interesse der Verbraucher für diese Zahlungssysteme und die Furcht, Datenspuren beim Bezahlen zu hinterlassen. Die Frage, ob Mobiles Payment in Deutschland überhaupt eine reelle Chance hat, sich langfristig zu etablieren, erscheint durchaus berechtigt.
In der Praxis stellt sich auch die Frage, welches Bezahlverfahren am schnellsten ist, wobei fast immer die Zahlung per Karte für die schnellere Methode als die Barzahlung gehalten wird. Wer unbar bezahlt muss nicht erst den passenden Betrag zusammen kramen oder das Wechselgeld mühsam nachzählen. Allerdings hat bereits eine Untersuchung der deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2017 ergeben, dass der Bezahlvorgang von Kunden, die bar zahlen, in der Realität weniger Zeit benötigt. Der Zahlungsvorgang mit Bargeld ist im Schnitt etwa zehn Sekunden schneller als die Kartenzahlung. Denn beim Bezahlvorgang per Karte muss noch eine PIN eingegeben oder ein Beleg unterschrieben werden. Damit kann der Vorgang deutlich länger dauern. Verzögerungen an der Kasse enstehen auch, wenn die Karte nicht sofort gelesen werden kann, die eingegebene PIN nicht stimmt oder die Zahlung gar ganz abgelehnt wird. Inwieweit Mobiles Bezahlen Warteschlangen an den Kassen reduzieren kann, war nicht Zweck dieser Untersuchung.
Auch wenn in Deutschland das bargeldlose Bezahlen mit dem Smartphone erst langsam in die Gänge kommt, so zeigt eine aktuelle Umfrage, die von dem Branchenverband Bitkom und dem Bundesministerium für Justiz- und Verbraucherschutz durchgeführt wurde, dass auch die Deutschen allmählich Mobiles Payment als eine Alternative zu den herkömmlichen Bezahlmethoden entdecken. Immerhin 30 Prozent der Kunden haben bereits einmal Mobiles Payment genutzt. Insbesondere beim Einkauf im Supermarkt oder beim Online-Shopping kommt diese Zahlungsmethode zum Einsatz. In geringerem Maße wird Mobiles Payment auch zum Kauf von Fahrkarten genutzt.
Was versteht man überhaupt unter Mobilem Payment?
Die genaue Definition läßt sich nicht mit wenigen Worten beschreiben. Um es einmal ganz allgemein zu sagen: Darunter fallen alle Bezahldienste, die mittels QR-Code oder mit einem NFC-Chip funktionieren. NFC steht für „Near Field Communication„, eine Technologie die es erlaubt, Daten zwischen zwei elektronischen Geräten auszutauschen. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass man im Supermarkt sein Smartphone an das Lesegerät des Kassenterminals hält und ohne PIN-Eingabe oder Unterschrift bezahlen kann. Aber auch die neu aufkommenden Banking-Apps wie Transferwise und Revolut, oder bereits etablierte Online-Bezahldienste wie PayPal fallen unter die Rubrik Mobiles Payment.
Kritiker von digitalen Zahlungssystemen führen in erster Linie Sicherheitsbedenken an, insbesondere was den Datenschutz betrifft. Viele halten Mobiles Payment für zu kompliziert und zudem für zu zeitaufwendig. Viele Kunden lehnen Mobiles Bezahlen auch deshalb ab, weil sie einfach zu wenig darüber wissen, oft auch gar nicht wissen, dass überhaupt mit dem Smartphone bezahlt werden kann.
Trotz aller Kritik und Problemen zeigt die Umfrage auch, dass sich knapp die Hälfte der Befragten Bezahlen ohne Bargeld dauerhaft vorstellen kann. Insbesondere ist es die jüngere Generation, die den Einsatz von digitalen Bezahldiensten weitaus weniger skeptisch sieht. Es wundert daher kaum, dass nur noch 17 Prozent der Verbraucher der Meinung sind, dass auch in 20 Jahren das Bargeld noch das vorherrschende Zahlungsmittel sein wird. Langfristig gesehen wird mobiles Bezahlen wohl eher an Bedeutung gewinnen, der Trend weg vom Bargeld wird sich kaum aufhalten lassen.
Ob der Trend aber auch soweit geht, das Bargeld ganz abzuschaffen, wie es beispielsweise in Schweden angestrebt wurde, wo man kaum noch bar bezahlen kann, sei dahin gestellt. Inzwischen werden auch dort die Stimmen immer mehr, die vor den Nachteilen einer völligen Abschaffung des Bargelds warnen, und sich für die Beibehaltung von Bargeld in Stellung bringen.
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