Bereits im April dieses Jahres stimmten die EU-Parlamentarier einem Vorschlag zu, europaweit die Kreditkartengebühren zu begrenzen. Seitdem laufen die Kreditkartenanbieter Sturm, um zu verhindern, dass die Zahlungen mit Plastikgeld günstiger werden. Sollte die EU wie geplant, die Gebühren beim Einsatz von Kreditkarten senken, drohen sie, stattdessen die Jahresgebühren zu erhöhen. Händler und Verbraucher hingegen dürfte es freuen, wenn die Gebühren für die Nutzung von EC- und Kreditkarten sinken.
Geht es nach dem Willen des Europaparlaments sollen die Zeiten endgültig vorbei sein, wo ein nicht unerheblicher Teil der Kreditkartenabrechnung nicht durch die Einkäufe selbst entstanden ist, sondern durch die Gebühren, die Kreditkartenanbieter für ihren Service berechnen. Insbesondere Händler begrüßen das Vorhaben, könnten günstigere Gebühren doch dazu beitragen, dass die Barzahlung an Boden verliert und das Zahlen per Smartphone interessanter wird.
Die Europawahl liegt bereits hinter uns. Neue Gespräche sollten aufgenommen werden, damit die geplante Deckelung der Gebühren, die vor allem die Platzhirsche der Kreditkartenbranche, Visa und MasterCard™, treffen würde, auch beschlossen werden kann. Die Pläne können aber nur dann Gesetz werden, wenn die EU-Staaten und das Europaparlament einen tragfähigen Kompromiss finden. Bis dahin dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Bislang ist keine Einigung in Sicht.
Was soll sich nach den Plänen des EU-Parlaments zukünftig ändern?
- Insbesondere die Verarbeitungsgebühren (Interbankenentgelt), die von den Banken untereinander festgelegt und den Einzelhändlern berechnet werden, wenn Kunden mit ihrer Kreditkarte bezahlen, sollen gedeckelt werden.
- Beim Einsatz von Kreditkarten sollen diese Gebühren künftig auf den Wert von 0,3 % des Kaufpreises begrenzt werden, bei Zahlung per EC-Karte soll die Gebühr sogar auf 0,2 % bzw. maximal sieben Cent limitiert werden.
- Diese Obergrenzen sollen sowohl national als auch grenzüberschreitend gelten.
Sollten die Pläne in ihrer ursprünglichen Form umgesetzt werden, drohen den Kreditkartenanbietern herbe Einnahmeverlust. Kein Wunder, dass sie daher alle Hebel in Bewegung setzen, um die Verwirklichung der Vorlage in ihrer jetzigen Form zu verhindern. Gehen die Abgeordneten davon aus, dass die Gebühren sinken könnten und die Kosteneinsparung von den Händlern an die Kunden weitergegeben werden könnten, drohen die Kreditkartenanbieter damit, die Jahresgebühr für Kreditkarten zu erhöhen, was wiederum die Kunden direkt belasten würde. Bereits im Vorfeld hatte MasterCard™ energisch gegen ähnliche Pläne protestiert, die von der EU-Kommission in Angriff genommen werden sollten.
Ein weiterer Punkt der Vorlage, die von den Parlamentariern abgenickt wurde, betrifft die Online-Zahlungen per Kreditkarte, die zukünftig sicherer und transparenter werden sollen. Zum einen soll der Online-Handel dazu verpflichtet werden, die Kunden über die Kosten der Zahlung genau zu informieren, zum anderen sollen Kunden, deren Kreditkarte gestohlen wurde oder die ihre Karte verloren haben, eventuelle unzulässige Belastungen innerhalb 24 Stunden zurückerhalten. Die Haftungsobergrenze der Kunden soll dabei auf 50 Euro begrenzt werden.
Bleibt abzuwarten, wann ein tragfähiger Kompromiss gefunden wird und ob dieser dann noch so verbraucherfreundlich daher kommt, wie es die ursprünglichen Pläne vorsehen.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.