Unter den verschiedenen Technologien. die am Markt der digitalen Brieftaschen um die Vormachtstellung buhlen, gibt es ein Verfahren, das sich relativ schnell verbreitet und daher besondere Aufmerksamkeit verdient. Dabei handelt es sich um Card Reader, das sind kleine Zusatzgeräte, die eine kostengünstige Alternative zur Near-Field Communication (NFC) Technologie darstellen und direkt mit Smartphones kommunizieren und Kreditkarten auslesen können.
Das Kreditkarten-Leseverfahren per Card Reader schließt offensichtlich eine Lücke vor allem bei all den kleinen Geschäften und Restaurants etc., die aus Kostengründen bisher keine Kreditkarten akzeptieren. Im Gegensatz zu Smartphones mit NFC-Chips, von denen es bisher erst sehr wenige gibt, sind Card Reader sofort verfügbar.
Das wesentliche Kriterium, das für den Einsatz von Card Readern spricht, sind jedoch die Kosten. Während große Handelsketten die aufwendige NFC-Technik in bereits vorhandene Kassensysteme integrieren können, stellt die NFC Technik für viele kleine Händler eine zu große Investition dar. Card Reader hingegen sind in der Anschaffung sehr günstig oder werden sogar von Unternehmen kostenlos angeboten. Die wiederum verdienen ihr Geld mit den Transaktionskosten, die in etwa vergleichbar sind mit denen der Finanzdienstleister. Auch die Möglichkeit, dass die teuren Kassensysteme mit NFC-Technik schnell veralten können, ist relativ groß. Das Anschaffungsrisiko ist für die meisten kleinen Geschäfte daher zu hoch. Einzig der Bezahlvorgang selbst gestaltet sich beim Kreditkarten-Leseverfahren per Card Reader etwas umständlicher, was in Anbetracht der günstigen Anschaffung verschmerzbar ist.
Marktführer im Bereich der kleinen Kreditkartenleser für Tabletts und Smartphones ist Square, ein Unternehmen, das es erst seit wenigen Jahren gibt. Square bietet ein auf Smartphones und Tablett-Computer zugeschnittenes Bezahlsystem, mit dem das herkömmliche Portemonnaie ersetzt werden soll. In Deutschland bietet Payleven ein ähnliches System, das kürzlich durch eine Kooperation mit Apple erste Erfolge feiern konnte. Square ist ein schnell wachsendes Unternehmen mit inzwischen über 400 Mitarbeiter und einem Jahresumsatz von über 8 Milliarden Dollar, das erkannt hat, dass Kreditkartenunternehmen wie American Express, MasterCard und Visa haben bei weitem ihr Potential nicht ausreizen. Noch immer werden in den USA rund achtzig Prozent aller Zahlungen entweder mit Bargeld oder per Scheck getätigt. Das System von Square könnte laut Experten nicht nur die Zahlung mit Bargeld überflüssig machen, sondern auch das Kreditkartensystem insgesamt verändern. So hat sich bereits die Kaffeehauskette Starbucks an Square beteiligt und wird das System in seinen Cafés einsetzen.
Vorwiegend sind es jedoch kleinere und junge Firmen, die nicht bereit sind, die hohen Gebühren der Kreditkartenunternehmen zu zahlen, bzw. größtenteils auch gar nicht zahlen können. Es wundert daher kaum, dass die kleinen, quadratischen Aufstecker von Square bei kleineren Unternehmen, Restaurants, Taxis und vielen weiteren Dienstleistern überaus begehrt sind. Ein iPhone, Smartphone oder Tablett-PC, das mit Square verbunden ist, genügt, um alle Geldtransaktionen abzuwickeln. Im Gegensatz zu den üblichen 4 Prozent der Kreditkartenunternehmen begnügt sich Square mit einer Gebühr von 2,75 Prozent des Umsatzes. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle Zahlungen sofort dem Händler gutgeschrieben werden.
Der Erfolg von Square hat nicht nur die Kreditkartenbranche wachgerüttelt. So hat VISA bereits 2011 eine Beteiligung an Square erworben und sich zudem in Fundamo, einem Online-Bezahldienst eingekauft, der vorwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern genutzt wird. Auch die großen Internet Platzhirsche wie Amazon, Ebay und Google verstärken ihre Anstrengungen. MasterCard wiederum ist eine Kooperation mit der spanischen Telefonica eingegangen, um zusammen mit dem Onlinedienst Wanda den Markt in Spanien und Südamerika zu beackern. Die dritte große Kreditkartenorganisation American Express hat sich am schwedischen Unternehmen iZettle beteiligt, das ein Bezahlsystem ähnlich dem von Square in Europa etablieren möchte.
Auch der zu Ebay gehörende Online-Zahlungsservice PayPal blieb nicht untätig und bietet für den US-Markt einen Stecker für Tabletts und Smartphones an. Während der Square Card Reader quadratisch und weiß ist, kommt das PayPal Pedant in dreieckig und blau.
Die großen Player Amazon, Apple und Google haben bisher noch keine eigenen Anwendungen vorgestellt, obwohl diese Unternehmen verschiedene Patente fürs mobile Bezahlen eingereicht haben. Branchenkenner vermuten, dass sich Apple sogar weitestgehend zurückhalten wird und den Kreditkartenorganisationen nicht ins Gehege kommen will, um sein erfolgreiches iTunes System nicht zu gefährden. Amazon hingegen ist schon seit Jahren mit der Entwicklung von Techniken beschäftigt, hat aber bisher noch kein eigenes mobiles Bezahlsystem vorgestellt.
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